Mittwoch, 23. Mai 2012

PG.Lost - Berlin

Sonntag war ich seit gefühlten Ewigkeiten auf einem Konzert. Ich hatte - natürlich mal wieder als letzte - mitbekommen, dass sich PG.Lost die Ehre gaben (ich sollte vielleicht entgegen meiner Abneigung häufiger meinen Facebookfeed checken) und nach langem Hinundherüberlegen bin ich dann doch nach Berghain in die Kantine gefahren.
12€ Eintritt, aber ich weiß noch, wie sehr ich mich Anfang 2011 geärgert habe, als ich nicht hingegangen bin. Ich war viel zu früh - wie immer - aber ich musste mir eh noch ein Ticket besorgen, und so kam es, dass ich fast eine Stunde lang im Konzertsaal saß und aufden Beginn des Konzertes wartete. Um die Zeit totzuschlagen habe ich mir ein T-Shirt gekauft, und darüber das Poster, das ich eigentlich unbedingt haben wollte, glatt vergessen. Naja, sie kommen ja bestimmt wieder.

Um 21:05 betraten Lost in Thought die Bühne, und ich muss sagen: gut gewählte Vorband. Werd ich mir noch häufiger anhören. Bei einem Song war ich, ich unmusikalischer, schmachtender Laie, tief beeindruckt vom Schlagzeuger, der sich in einem Tempo derartig austobte, dass mir beim Zusehen schon die Puste ausging. Und nein, es war nicht die obligatorische Beckenmaltretierung, sondern er hat die Schlagbude komplett bearbeitet. Nicht schlecht. Blöd, dass es keinen Merch gab.
Was mich wirklich, wirklich mega genervt hat waren die Menschen hinter mir. Ich stand relativ weit hinten, und hinter mir waren die Leute die ganze Zeit am quatschen, als hätten sie sich drei Jaher  nicht gesehen. Selbst wenn's so wäre, könnte man das Verpasste auch später bei nem Bier nachholen, und nicht mitten bei einem Post-Rock-Konzert, dass zwar lauter ist als Zimmerlautstärker, aber eben kein Hardcorekonzert, wo jeder Versuch, sich zu unterhalten, unweigerlich in einer Stimmbandentzündung endet. Gott, was war ich genervt.
Aber die Band war toll, und schon jetzt hatte es sich gelohnt, den inneren Schweinehund zu überwinden und sich unter Menschen zu wagen.

Um 22:15 kamen dann endlich die Jungs von PG.Lost. Wurde auch Zeit.
Ich weiß nicht, womit es losging, ich kann die Songs tlw. einfach nicht auseinander halten. Im Hintergrund lief die ganze Zeit ein Film, perfekt abgestimmt auf die Highlights der Songs. Manchmal wurden Geschichten erzählt, manchmal einfach nur Landschaftsbilder, und immer wieder lösten sich die FIlmstreifen in braune, Blubbernde Blasen auf. Sehr geil! Und meine beiden Lieblingssongs wurden auch gespielt, und damit ist ein Konzert sowieso schon immer um Grade besser.
Ich weiß nicht, ob es an der Hitze des Tages lag, an der Hitze des Saales, an meinem allgemeinen Unwohlsein dieser Tage oder tatsächlich an der Band, aber ich hatte - und das habe ich sonst beim Hören so nie - oft den Gedanken: "Ey, das nimmt ja gar kein Ende..." Nun hat Post-Rock die Eigenschaft von langen Songs ohne Gesang, und grade PG.Lost klingen dabei oft sphärisch und nicht mehr ganz mit der Welt verbunden. Das ist der Grund, warum ich sie so mag, aber ich habe gemerkt, dass es für mich auf einem Konzert nicht funktioniert. Als sie die Zugabe gespielt haben, hatte ich das Gefühl, ich würde gleich platzen und skandierte im Kopf die ganze Zeit "Kommt zum Ende. Bitte." Nicht weil sie schlecht waren, sondern weil ich nicht mehr konnte. Es war warm und eng und ich wollte nur noch raus, aber natürlich trotz allem nicht eine Sekunde vom Konzert verpassen. Als der Erste die Bühne verließ, bin ich quasi aus der Kantine geflüchtet. Endlich frische Luft, endlich Platz.

Ich mag PG.Lost nach wie vor. Aber auf ihre Konzerte werde ich wohl nicht mehr gehen, es passt für mich einfach nicht. Ich höre sie lieber zu Hause in Ruhe statt mit verschwitzten Menschen zusammengepfercht in einer Konzertlocation. Ich werde mir, wenn sich die Gelegenheit bietet, trotz allem Morne und This will Destroy You angucken, zwei weitere Bands aus diesem Genre, denn bei der Vorband war das Konzerterlebnis ein ganz anderes.

Ich  habe also eine neue Mission: herausfinden, ob Post-Rock-Konzerte meins sind - oder nicht.


Samstag, 28. Januar 2012

Wildes Stil(blüten)blühen II

Eine neue Folge Wildes Stil(blüten)blühen und ein kleiner Nachtritt zum Konzert gestern. Allerdings nicht in Richtung des Künstlers, sondern in Richtung mancher Fans, die entweder kein Gespür für Wortbedeutungen haben (siehe Beispiel unten) oder die, angeregt durch das soeben erworbene Album, durch krampfhaft kreative Verbalergüsse versuchen, an das lyrische Talent ihres neues Lieblingsstars heranzureichen - vermutlich um die eingebildete Seelenverwandtschaft wortreich zu untermalen - und dabei nicht merken, wie unglaublich gewollt und am Ende auch peinlich das Ergebnis klingt. Beispiel:
"(...) Vielen Dank für die herzberührende Musikakrobatik mit 5 Kraetivsympathen (...)
Musikakrobatik und Kreativsympathen. Alles klar...


Zum fehlenden Gespür für Wortbedeutungen:
"Was für ein Ereigniss, jeder Song wurde mit einem frenetischen Applaus belohnt."
Sorry, aber unter frenetisch verstehe ich etwas ganz anderes. Frenetisch heißt wild, stürmisch und wenn es zum frenetischen Beifall kommt, heißt das für mich, dass er nur schwer abebbt. Die Lage beim Konzert war aber anders. Jedes Lied bekam seinen Applaus, aber nicht mehr oder nicht weniger als bei jedem anderen normalen Konzert auch. Und auch der Schlussapplaus, der von Natur aus immer etwas heftiger ausfällt als die Anerkennungsklatscher zwischendurch, war nicht überdurchschnittlich. 
Aber ich habe ja auch keine rosarote Fanbrille auf...

Bis zum nächsten Stil(blüten)blühen.

Record Release Max Prosa


Meine Geschichte mit Max Prosa ist noch nicht sehr alt. Vor vielleicht knapp einer Woche bin ich über eine Minivorstellung auf einer Website gestolpert, und, neugierig wie ich nun mal bin, habe erstmal Mama Youtube befragt. Flügel ging mir zunächst auch sofort ins Ohr und setzte sich fest, aber nach dem vierten oder fünften Mal hören hörte sich dieser Song auf einmal anders an. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, es war ein wenig wie der pelzige Nachgeschmack von Süßstoff auf der Zunge. Vor allem ein Video der Berlin Sessions war mir dann zuviel. Ich kam mit seiner Bühnenpräsenz nicht klar, es war mir zuviel. Zuviel Leiden, zuviel Pathos und Muskelanspannung im Gesicht. Auf einmal konnte ich ihm seine Songs noch viel weniger abnehmen.
Ich habe mir seine Website angeguckt, und der Info-Text über ihn, der - Gott sei Dank, wie man irgendwann denkt - nicht autobiografisch ist, sondern von jemand anderem geschrieben wurde, zerstörte dann alles, was von ersten Flügel-Gefühl überblieb, festzumachen z.B. an folgendem Beispiel:
Eine Mischung aus Demut und Stolz liegt in seiner Stimme, während er den Weg dorthin noch einmal Revue passieren lässt
Mag sein, dass der Schreiberling tatsächlich Demut Max' Stimme gehört hat, aber sowas schreibt man nicht, wenn der Text später auf die Homepage des Künstlers soll, und vor allem stellt man sowas nicht auf die eigene Homepage (bzw. lässt es stellen) - klingt trotz des nicht-selber-schreibens nach Selbstbeweihräucherung. 

Als ich aber in der Seitenleiste eben dieser Website gesehen habe, dass heute die Record Release Party seines Albums Die Phantasie wird siegen im Dussmann Kulturkaufhauf steigen sollte, und ich mir gratis und ohne Eintritt selbst ein Bild von der von allen Seiten als neuer Bob Dylan (z.B. hier) gefeierte und umjubelte Neuentdeckung der Singer/Songwriter-Welt machen könnte, habe ich mir eine Freundin gegriffen und sie zur Friedrichsstraße geschleppt. Nicht hundertprozentig überzeugt von dem jungen Mann waren wir beide nicht, aber auch nicht völlig abgeneigt. 
Setlist Record Release Show
Zum Konzert. Es war voller als erwartet, vielleicht an die 100 Besucher waren dort. Max stürmte irgendwann freudestrahlend samt Band die Bühne und legte gleich Flügel vor. Es folgten Bandvorstellung und sieben weitere Songs (plus eine Zugabe), von denen Als der Sturm vorbei war mein persönliches Highlight war. Aber wie es so ist, wenn ich schon mit Skepsis und damit nicht mehr unvoreingenommen zu einem Konzert komme, habe ich nicht nur auf die Musik geachtet. Die war tadellos, wenn man ein so steifes Adjektiv für Musik gebrauchen möchte, und auch das Zwischendurchgequatsche, mit dem sich manche Bands und deren Frontleute schwer tun, war witzig und sehr sympathisch - auch wenn der Gute nuschelt wie Udo Lindenberg nach zwei Wein. Worauf ich aber nachwievor nicht klarkomme, ist sein Bühnenauftreten. Ich will keiner_m Künstler_in vorschreiben, wie man sich auf der Bühne zu gebahren hat, aber eben dieses Auftreten Max Prosas hat dazu beigetragen, dass die Texte - so wundervoll lyrisch sie auch sein sollen und mögen - auf mich immer noch sehr aufgesetzt, zum Teil auch zu sehr gewollt wirken. Seine eigene Musik leben und sich von ihr hinreißen lassen ist eine Sache. Die Hände zu wringen und zu winden und zu verdrehen wie der Sohn von Der Graf von Unheilig und CAPT'N Jack Sparrow, sowie allgemeine Gestiken wie "Zeig mir wo die Kamera steht" (nachzulesen in Dan Kannedys Rock on auf Seite 63) ist eine andere, die eine Steigerung des Ernstnehmens eines Künstlers nicht unbedingt fördert. Und dann war da ja noch das Buch. Zum Song Grund des Ozeans nahm Max ein Kladdebuch in die Hand....
Erster Gedanke: "Och, nagut, hat den Text vielleicht noch nicht so drauf. Macht ja nichts."
Zweiter Gedanke: "...sind die Seiten etwa leer?" (ja waren sie, sag ich mal. Sie sahen von meinem Platz verdächtig leer aus)
Dritter Gedanke: "Aha, also eine Requisite zur Untermalung seiner Gedankenversenkung, wie im Text beschrieben. Is ja wie im Theater..."
Vierter Gedanke: "...okay, man darf auf der Bühne ja machen was man will, aber ich finds affig. Ich meine...muss das sein?"
Autogrammstunde
I know, ich bin ketzerisch, zu verbohrt und kann der Musik diese künstlerische Freiheit nicht zugestehen. Aber es gibt auch eine höhrerische Freiheit, etwas nicht zu mögen, die nehme ich hiermit in Anspruch: Das Bühnengezappel war Dreck. Sorry, Max.
Ich nehme ihm seine Musik deswegen auch nicht vollständig ab. Das Konzert hat dazu beigetragen, dass ich ihn sympathischer finde. Die CD konnte ich trotzdem nicht guten Gewissens kaufen. 
Vielleicht ist noch nicht unsere Zeit, die von Max und mir. Die Geschiche geht also weiter, die von Max und mir. Ich kann mir nach dem heutigen Abend nämlich sehr gut vorstellen, dass das nächste Album dann das ist, was die notwendige Saite in mir zum Klingen bringt. Und dann nimmt es vielleicht doch ein gutes Ende, die Geschichte von Max' Musik und mir.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Musikvorstellung für Nanda: Skandinavien

Liebste Nanda,
das ist für dich.
Nicht nur, dass sich in letzter Zeit sich immer häufiger mal für mich völlig gewohnheitsfremde Musik in meine Playlist schleicht, nein, im Moment sind sogar Frauenstimmen ganz stark vertreten, obwohl ich da sonst relativ krüsch bin. Was noch dazu auffällt: sie sind alle aus Skandinavien. Ich habe das Gefühl, etwas verpasst zu haben, denn auf einmal scheine ich von skandinavischen Musikerinnen umzingelt zu sein. Manchmal ist das nicht schlecht, aber oft recht gewöhnungsbedürftig. Von Lykke Li ertrage ich bisher tatsächlich nur den Song unten und vielleicht einen weiteren, weil es mir auf Dauer zu anstrengend ist,  von Darkness Falls dagegen habe ich mir grade eine EP bestellt. Ich habe noch keine Ahnung, wo das hinführt, aber ich harre der Dinge die da kommen...
So. Horch mal:

Miss li - Forever Drunk




Darknes Falls - Strangers Coming
Ich wollte unbedingt die Lyrics zu diesem Song haben. Internet sagt aber: gibbet nich. Also hab ich mit meinem Ohren am Laptop geklebt und sie mir selbst rausgeschrieben. Ob die richtig sind...




Darkness Falls - The Void





Lykke Li - I follow Rivers




Und zum Abschluss eine Sängerin, von der ich nie gedacht hätte, dass ich sie mögen könnte, und die sich vom Klang her sehr von den Damen über ihr unterscheidet. Halt...Discotanzpop. Finde ich. Aber ich liebe diesen Song und vor allem den Text:
I'm gonna love you like I've never been hurt before // I'm gonna love you like I'm indestructible...
Robyn - Indestructible

ding ding

Dienstag, 10. Januar 2012

Casper und Lena

Besser spät als nie.
Letzten Samstag lief auf Arte Durch die Nacht mit... Casper und Lena. Ich hab mir das eben dann endlich in der Arte Mediathek angeguckt, weil ich wissen wollte, was die beiden so anstellen. Vor dem Video fand ich Lena...maximal nervig, und ich glaube, zu Casper hatte ich keine richtige Meinung. Nach dem Video - und nachdem ich mich von der Fremdscham für Lena erholt habe - muss ich sagen: mit Lena komme ich noch weniger klar als vorher, und Casper wird mir mit jedem Interview, das ich sehe, sympathischer. Ich glaube, ich muss mich doch mal in die Kontroverse einlesen, die der gute Mann im vergangenen Sommer ausgelöst hat. Ja, Casper ging völlig an mir vorbei, was aber auch daran lag, dass er mir vorgestellt wurde mit "Hör ma rein, das ist Casper, der grade so abgefeiert wird. Oder gehated, je nachdem." Auf sowas hab ich einfach keinen Nerv, aber inzwischen denke ich, dass ich da echt Nachholbedarf habe...


! Newsflash !

2012 warf ja bereits im Dezember seinen vielversprechenden musikalischen Schatten voraus (Verse-Reunion, neues Slut-Album, ...), und es geht weiter.
Seit gestern steht fest: At the Drive-In, die sich vor unzähligen Jahren aufgelöst haben (aus der Trennung gingen u.a. The Mars Volta hervor, eine ebenfalls großartige Band), scheinen sich wieder zusammengefunden zu haben. Was für eine wundervolle Nachricht, und ich bin mehr als gespannt, was sich da tun wird.

Heute steht dementsprechend ganz im Zeichen von dieser wundervollen Band, geht und hört Youtube platt!

Freitag, 6. Januar 2012

ESRa: The Bronx - Dirty Leaves

Heute hatte ich dann endlich mal die Zeit, die aktuelle All Areas (Visions) zu hören. Zugegebener Maßen war ich nervös und mit meinen Gedanken eigentlich ganz woanders, und tat alles, aber nicht mit Hingabe zuhören, was mein MP3-Player mir vorspielte. Wenn in solchen Momenten ein Song durch meinen Gedankennebel brechen und meine Aufmerksamkeit vom aktuellen Objekt auf sich lenken kann, ist das meistens was ganz großes. Zumindest in meinen persönlichen Musikcharts.

Heute so geschehen mit Mariachi El Bronx ~ Dirty Leaves
Problem: gibt es nicht im Netz.
Aber erstmal zum Song: Trompeten am Anfang. Erinnern mich an Pat Boones Speedy Conzales, aber das sei meiner chaotischen Assoziationsvermögen und meinem mangelnden Musikkenntnis auf diesem Feld geschuldet. Die Stimme klingt leicht verzweifelt, aber so wundervoll, und zusammen mit dem Text ist es ein...ja...Liebeslied? Liebeskummerlied? Liebesbeendigungslied?

Diese Fassung existiert allerdings nicht im Netz, dafür das Original, das ich mir inzwischen angehört habe.
Es ist anders, aber mindestens genauso geil, wenn nicht sogar mehr, weil mir irgendwann die Trompeten der Mariachi-Fassung etwas auf den Senkel gehen (allerdings höre ich die grade zum 10 Mal). Hier steht am Anfang alles ganz unter dem Zeichen einer schweren Gitarre. Chaos-Assoziation bei dieser Fassung sind die Beatsteaks - Gitarre, Stimme, Sound...
Also bitte sehr, anhören und für gut befinden, danke.